FLSH/UCAD DEPARTEMENT ALLEMAND
  phonologie
 

2013
Schaut ihr euch auch an, was unter "Phonématique" in Duel II angeboten steht. Es ist so, dass üblicherweise im angelsächsischen System "Phonemics" grundsätzlich für "Phonologie" steht, so dass beide Termini hier die gleiche Bedeutung haben können, wenn von einigen wenigen  kleinsten Unterschieden abgesehen wird..
Ich habe mich, jeweils für Duel lI und Licence für  beide Termini entschieden, um zu verdeutlichen, dass hier, je nach Niveau, zwei Annäherungsprozesse im Gange sind. 
Licence-Studenten können sich mithin den Informationen, die unter dem Stichwort "Phonématique" stehen, bedienen. 

ERSTES  SEMESTER
PHONOLOGIE
0. Einleitung
Mensch spricht und produziert Laute mit SINN, die einander folgen, welche auch die sog.SPRACHKETTE bilden. So kann in sehr reduzierter und vereinfachter Weise Sprache  definiert werden.
Sprache besteht aus SPRACHLAUTEN, die von der PHONETIK oder SPRACHLAUTLEHRE untersucht werden./ (s. dazu Hans-Heinrich Wängler in Grundriss einer Phonetik des Deutschen. Verwende den Link "Google" dafür)
Der Mensch kann eine Fülle von einzelnen Lauten mit seinen sogenannten Sprach- oder Sprechwerkzeugen produzieren oder erzeugen.
*Vorsicht: "sogenannt" kommt hier nicht von ungefähr.Schaut bitte in DUEL I Einführung, weil Sprache keine eigenen Organe hat.
Die Laute die der Mensch zwecks Sprache produziert, sind aber limitiert oder begrenzt; dies erklärt zur Genüge, warum es zu HOMOPHONIEN  und HOMOPHONEN zwischen Sprachen, die nicht verwandt sind, kommt; d.h. zu Lauten, Lautgruppen und Lexemen , die die gleiche Aussprache haben.
Zum Beispiel: 
Deutsch                      Wolof
<Unke>                     <unkë>
<Tau>                        <taw> etc..
Bei Wolof-Lexemen wie <bank, tànk, taat, diis, fit, muus, nuur, laax etc..> besteht zusehends eine vollkommene Homophonie zu deutschen Lexemen, ohne dass die jeweiligen Bedeutungen gleich sind..
Um Sprache  bzw. Sprechakte zu leisten, müssen die einzelnen Laute einer Sprache nicht "en vrac" d. h. unorganisiert in Erscheinung treten; im Gegenteil. Sie müssen organisiert werden; dies bedeutet einer gewissen organisatorischen LOGIK folgen. Ist diese innere LOGIK des Funktionierens einer Sprache ermittelt worden, werden manche Erscheinungen in Verbindung zu  dieser Sprache  verständlicher und sogar vorhersagbarer..
Phonologie entstammt  den  griechischen Lexemen PHONE und LOGOS . Sie behandelt, studiert und untersucht die innere Logik  der Funktionierens von SPRACHEN;
Ihr bevorzugtes Werkzeug ist die
PHONETIK..
Anders formuliert ist die Phonologie ohne die Phonetik  völlig undenkbar bzw. unvorstellbar. Phonologie könnte metaphorisch in folgender Weise didaktisiert und verständlicher gemacht werden: man stelle sich eine Burg oder einen Schloss vor, mit einer Ziehbrücke (pont levis). Drunter fliesst  tiefes Wasser  in einem Graben. Ist die Brücke gezogen, wird der Zugang zum Schloss unmöglich. Versucht man über den Graben zu springen, läuft man Gefahr ins Wasser zu fallen!
Die Ziehbücke ist die Phonetik und die zu erobernde Burg ist die Phonologie.
Geheimnisse einer Sprache werden erst sichtbar, wenn man über die Ziehbrücke  (über die Phonetik) in die Burg (in die Phonologie) gelangt. Ist man in der Burg oder im Schloss, werden die Gesetze .des Sprachfunktionierens sichtbar, aber nicht direkt, nicht unmittellbar sichtbar! Sie halten sich buchstäblich  in Gehöfen und Häusern versteckt, völlig versteckt, und entziehen sich mithin unseren Blicken.

Sie werden nur durch Strassenkämpfe Haus nach Haus, Gehöf nach Gehöf erobert.. Ohne Metapher heisst dies, dass die inneren Regeln einer Sprache sich uns entziehen, weil sie a priori nicht sichtbar sind. Sie müssen Stufe nach Stufe ENTDECKT oder ENTHÜLLT werden. Jeder erreichte Stufe  erleichtert  den Zugang zur nächsten, und so weiter, Haus nach Haus !

ENDE
2013
Wir haben gesehen, wie das Fach Phonetik von Relevanz ist für die Phonologie. Bei  diesem Eroberungsverfahren wovon es die Rede war (s. oben) ist zu ersehen, dass beide Ebenen,
Phonetik und Phonologie organisch verbunden sind, da  sie die beiden Seiten einer Medaille sind, die  mithin völlig untrennbar sind.
Es gibt in der Sprachwissenschaft  Fachleute, die sich anschicken, in gewisser Weise Sprachen, die sie nicht sprechen können, zu analysieren. Durch  eine sog.
KRYPTANALYSE, wird über Dinge gesprochen und geschrieben, die man "au fond" nicht meistert, weil man die betroffene Sprache nicht spricht bzw. nicht sprechen kann. Eine Sprache muss gesprochen werden, möchte man sie gut untersuchen.Von diesem Standpunkt wird in dieser Vorlesung im Wesentlichen ausgegangen.
Ein Germanist, der kein Deutsch könnte, ist nicht vorstellbar und nicht akzeptabel! Das Gleiche gilt für alle anderen Sprachen!
Die Verbindung  oder die Wechselwirkung zwischen Phonetik und Phonologie  ist gleich zu setzen mit der Wechselwirkung zwischen SIGNIFIKAT und SIGNIFIKANT, zwischen BEZEICHNENDEM oder Bildern von Lauten  und BEZEICHNETEM oder Vorstellung.
1. Zum Wesen der Phonologie
Phonologie wird nicht einheitlich behandelt, weil es eine Fülle von Theorien gibt, laute wissenschaftliche Prozeduren und Methoden, die helfen, jeder für sich , die innere Struktur einer Sprache wie das Deutsche verständlicher, zugänglicher zu machen. Unter diesen Theorien haben sich manche bewährt, und andere nicht, weil es im Grossen und Ganzen primär darum geht, funktionelle Einheiten des Deutschen zu ermittelt und zu klassifizieren.. Ich habe vorhin von Signifikat und Signifikant gesprochen und unterstrichen, dass die Wechselwirkung Signifikat/Signifikant die Wechselwirkung zwischen Phonetik und Phonologie entspreche. 
Um dies deutlicher und verständlicher zu formulieren, ist die Phonologie  ein Teilgebiet der VORSTELLUNGEN bzw. SIGNIFIKATEN und die Phonetik Teilgebiet der BILDER VON LAUTEN oder SIGNIFIKANTEN. Wir verstehen alle dass die Fachtererminologie sich metasprachig ändern kann, da Signifikat auch BEZEICHNETE und Signifikant jeweils auch BEZEICHNENDE heissen können.
Wenn wir das Beispiel eines [p] oder eines [a] nehmen, müssen wir gezwungenerweise feststellen, dass diese phonetisch realisierten Laute, ja diese Bezeichnenden oder Signifikanten
ÜBERHAUPT KEINE BEDEUTUNG HABEN. 
ENDE++++++++++++++++++++++++++++++

Diese Feststellung ist von Relevanz, da sie aus dem gewöhnlichen Rahmen springt ! Normalerweise bedeutet das Lexem /baum/  das Bild des Baumes und umgekehrt. Das Lexem /bro:t/ bedeutet das Bild eines Brots und umgekehrt.
Wir haben also bei phonetischen Lauten wie [p,r,y,e,o,k,l,n,]etc... zu tun mit Bezeichnungen ohne die entsprechenden Bezeichneten!

Um dies noch deutlicher zu machen, kann man diesen Punkt wie folgt darbieten: Wenn ich an einem Laut denke, beispielsweise an /a, o, p, b etc../, kann ich genau und deutlich "hören" wie ich /a,o,p,b, etc../ ausspreche, ohne meinen Mund aufzumachen. Diese Laute, die ich wahrnehme, sind Signifikante oder Bezeichnende. Sie sind die Konkretisierung einer psychischen Vorstellung des Lautes, den ich meine und haben aber keine Bedeutung im klassischen Sinn. Es sind mithin PHONEME und werden in der Regel zwischen Schrägstrichen geschrieben.(/  /) Wenn sie nun phonetisch realisiert werden, verlieren sie dadurch ihr phonemisches Wesen und werden zu REALISATIONEN oder fach- bzw. metasprachig, zu ALLOPHONEN. Sie werden dann Gegenstand der Phonetik, während die phonemischen Vorstellungen zu Gegenständen der Phonologie werden
Unter den vielen phonologischen Theorien haben sich einige bewährt. Es wird im Folgenden darum gehen, einige diese Theorien darzustellen und insbesondere die Theorie zu unterstreichen, die die Grundlage dieser Vorlesung verkörpert, d.h. die Phonolinguistik.
1.1. Die Minimalpaartheorie
Wenn wir die Lexeme /fa:rra:t/ und /pa:pa:/ unter die Lupe nehmen, lässt sich direkt, unmittelbar  einiges feststellen: Beide lexeme bestehen aus einzelnen Lauten, die jeweils eine gewisse Rolle im jeweiligen Lexem spielen. Wir könnten ganz salopp angesichts dieser Feststellung  sagen, dass sie jeweils aus /f/+/a:/+/r/+/r/+/a:/+/t/ <Fahrrad> und /p/+/a:/+/p/+a:/ <Papa> bestehen, und dass die kleinsten konstituierenden nicht weiterzerlegbaren Elemente beider Lexeme funktionelle Segmente sind, die man grob in Anbetracht ihrer Rollen in den Lexemen,Phoneme nennen könnte. 
Ich spreche hier ganz absichtlich von "Rolle" und nicht etwa von "Funktion" oder auch "Bedeutung", um keine Konfusion  zustande zu bringen.. Die einzelnen erwähnten Segmente sind "rollenhaltig", "funktionshaltig" oder aber "bedeutungshaltig". ANDERS FORMULIERT könnte es heissen, das die Segmente Bedetungstragend sind, was heisst, dass sie jeweils eine Rolle spielen bzw. eine Funktion  im Lexem übernehmen.
Dieses Verfahren würde jedoch wegen Unzulänglichkeit abgeleht, weil  Phonem dazu noch etwas Wichtiges braucht, nämlich eine
bedeutungsunterscheidende Funktion:
Nehmen wir nun die Lexeme <Ding> und <Ring>, <kann> und <dann>, <fahr> und <gar>. Wir müssen zunächst einmal die Transkription vornehmen, dabei sehen wir von der Orthographie feststellend ab, dass unterschiedlich geschriebene Lexeme des Deutschen auch die gleiche Aussprache haben können. (vgl.: <fahr/gar>)
/kan/-/dan/, /fa:r/-/ga:r/ haben die Eigenschaft fast Homophone zu sein, denn wären /k/ und /d/ in /kan/-/dan/ und /f/ und /g/ in /fa:r/-/ga:r/ gleich, hätten wir  jeweils die gleichen Lexeme. /k/ und :/d/,  /f/ und /g/ sind bedeutungshaltig oder BEDEUTUNGSTRAGEND ; sie unterscheiden zudem die jeweiligen Lexeme und sind mithin
BEDEUTUNGSUNTERSCHEIDEND.
Fazit: Laute die bedeutungstragend und bedeutungsunterscheidend nennt man Phoneme
ENDE+++++++++++++++++++++++++++++++


Wie wir dies gesehen  haben, haben wir  zu tun mit einer Theorie, die bei der ûberwiegenden Zahl von Sprachen  in zufriedenstellender Weise helfen kann, Funktionelle einheiten  einer gegebenen Sprache zu ermitteln.. Dies heisst aber nicht, dass die Minimalpaartheorie keine eigenen Grenzen hat, die sie daran hindert, völlig unanfechtbar zu sein.
Auf diese Punkte wird dann später eingegangen.Konstant jedoch ist, dass die Theorie im Grossen und Ganzen etwas taugt.
In der Regel reicht ein Minimalpaar nicht aus, um zu entscheiden, dass beispielsweise /a/, /p/, /s/ oder /y/ etc..Phoneme sind oder nicht. Mehrere Minimalpaare sind nötig um ein einwandfreies Ergebnis erreichen zu können. Was soll dies aber bedeuten?
Nehmen wir an, wir möchten den Laut [g] im Deutschen auf seine Phonemfähigkeit hin prüfen. Wir werden also ein Paar suchen indem  [g] und [k] sich gegenüberstehen: z.B. in den Lexemen <Gau> und <kau!> /gau/-/kau/ oder <Kies> und <gies> /ki:s/-/gi:s/.Diese Beispiele würden aber nicht genügen, weil /g/ mit den anderen Plosiven konfrontiert werden muss. Die Frage ist nun ob /g/  mit /p/, /t/, /b/, /d/ etc.. im In- oder Auslaut konfrontiert werden kann oder nicht. Diese Frage muss mit <Ja> beantwortet werden, was /g/ im Inlaut anlangt, weil Beispiele reichlich vorhanden sind, und wegen Neutralisation mit nein, was /g/ im absoluten Auslaut anlangt.
Beispiele:: <Roggen><Robben>, <Bogen><Boden>, <bögen><Böden><Lieger><Lider>,<Leger><Leder> etc...
ENDE
1.2. Die phonolinguistische Ermittlungsweise (Max Mangold)
Phonolinguistik ist eine vom saarländischen Linguisten und Polyglotten Professor Max Mangold (siehe Link Google) initiierte und entwickelte sprachwissenschaftliche Theorie, die darauf fusst, dass Sprache vor allen Dingen ETWAS GESPROCHENES  UND NICHT GESCHRIEBENES IST. Schrift obwohl sprachlich relevant ist hier sekundär.
Es ist so,um die Wahrheit zu sagen, dass beim Menschen die Schrift die Ausnahme, während die gesprochene Sprache die Regel ist. 
Dies liegt daran, dass alle Menschen sprechen, weil sie sprachfähig sind, während nur einige wenige Schriftzeichen entwickelt haben. Unter den 6809 Sprachen der Welt (siehe in google "Sharing a World of difference. The earth linguistic, cultural and biological diversity" in http:portal.unesco.org/education/fr/) sind es grob 200, die in geschriebener Form erscheinen; diese Zahl reduziert sich dann wesentlich, wenn erwägt wird, dass unterschiedliche Sprachen die gleichen Schriftzeichen verwenden können, wie dies das Türkische, das Englische, das Vietnamesische und die senegalesisqchen Sprachen mit den lateinischen Buchstaben tun.

Diese Feststellung erklärt zur Genüge, warum die Phonolinguistik darauf fusst, dass Wert hauptsächlich auf das Gesprochene gelegt wird.
Welche sind nun die Implikationen eines solchen Ausgangspunktes auf die Phonologie?
1.2.1.Mangoldsche Allophontheorie 
Max Mangold (s. a.a.O.)  nennt Allophone auch Stellungsbedingte, Positions- bzw. Kombinatorische Varianten eines phonems. Allophone sind stellungs- oder positionsbedingt während sog. freie Varianten eben frei sind d.h. dass sie nicht von ihrer Position im Lexem bestimmt werden. 
Zum Beispiel gehören phonolinguistisch gesehen [x] und [ç] zum selben Phonem, das man Phonem :/x/ nennen könnte. Dafür plädiert die Tatsache, dass das Graphem <ch> im Hochdeutschen nach palatalem Vokal zu einem [ç] (Ich-Laut) wird , während es zu [x] (Ach-Laut) nach velaren Vokalen wird.: vgl. <Milch> [mIlç] und <Tuch> [tu:x]etc.. Demgegenüber ändern die Aussprachen [pa'ri:s] und [pa'Ri:s] am Signifikanten <Paris> an und für sich  nichts, da diese r-Varianten völlig frei  und bedeutungsirrelevant sind
Betrachten wir nun das Lexem <Tor> und nämlich sein anlautendes [t]. Wir stellen fest, dass es aussprachlich kein normales apikodentales [t] ist. Dies liegt daran, dass eher  das gespannte <O>  des Lexems realisiert wird, die Lippen antizipierend in die Stellung d.h. die Rundung des [o:] bereits bei der Realisation des Plosivs [t] übergehen. Das anlautende t wird sich phonetisch als apikodentales und etwas labioalisiertes [t] anhören;  Genau beschrieben, haben wir an dieser Stellung ein starkaspirirtes (Plosiv in der betonten Silbe, vor dem betonten Vokal) apikodentales und labialisiertes [t]  . Es hört sich wie ein starkrealisierte Silbe [tu]. Die Aussprache des Plosivs ändert sich im Wesentlichen auch dann , wenn ihm beispielsweise ein palataler Vokal folgt, wie dies beim Lexem <Tier> der Fall ist. Das [t] ist hier gleichsam starkaspiriert, apikodental und wegen palatalem Vokal [i], etwas palatalisiert.Ein solcher Laut hört sich wie eine starkrealisierte Silbe [ti]
Es ist zudem nicht zu übersehen, dass es im Deutschen eine Vielzahl von anderen [t]-Varianten gibt, weit über hundert (siehe Duden 6 Aussprachewörterbuch,) alle stellungsbedingt, komplementär und identisch.
Stellungsbedingt heisst "je nach position im Lexem"
Komplementär heisst "dort wo die eine 
Realisation vorkommt, andere unmöglich sind"
Identisch spricht die Tatsache an, dass es sich immer um den gleichen Laut [t] handeln muss und nicht etwa um [b], [a] oder [k] etc...
Fazit: wenn laute identisch und Komplementär sind, gehören sie zum selben, Phonem 
Wir schreiben :/t/ (t zwischen Schrägstrichen) und lesen "Phonem t" . Hier werden die Realisationen eines Phonems, Allophone genannt .Allophone werden zwischen eckigen Klammern geschrieben. Die kleinste Allophonzahl ist 1 und die grösste Zahl , weil von der betroffenen Sprache abhängig, unbekannt. Tatsache ist, dass bei manchen Lauten des Deutschen wie /t/ oder /r/ die Zahl der Allophone, i.e. der Realisationen gross ist, so dass bei /r/ allein tausende durch den Wissenschaftler Ulbrich ermittelt worden sind. (vgl. in Link google: Stichwort:R-Realisationen)
Beispiele:
Nehmen wir das Beispiel vom Laut [i] in den Lexemen <Mitte> und <Miete>.Wir stellen fest, dass wir es zu tun haben mit qualitativ und quantitativ zwei verschiedenen [i]-Varianten;  bedingt durch die Stellung  des Graphems <i> in beiden jeweiligen Lexemen. In dem Beispiel <Mitte> befindet sich unser Vokal vor dem Geminaten <tt>, was  zur Folge hat, dass [i] an dieser Stellung  kurz und offen bzw. ungespannt realisiert wird

Diese Feststellung ist absolut konstant und verifizierbar, denn auch vor Cluster bzw. Konsonantengruppe oder -häufung wird die gleiche Regel beobachtbar vgl. <Wille, Rind, Lippe, Kinn, Wind, Liste, hinken, Frist, Wind, gilt, Irre etc..> Die Ungespanntheit und die Kürze des [i] entstammen der vermeintlichen Stellung von <i> in den Lexemen. [i] ist an dieser Stellung eine stellungsbedingte Variante; es ist ein Allophon , das zum Phonem kurzen ungespannten [i] gehört. Wir schreiben: /I/ [I], und lesen: Phonem kurzes ungespanntes /I/ hat als einziges Allophon oder einzige Realisation, [I]
Mit dem Beispiel <Miete> befinden wir uns zusehends auf einem anderen phonologischen Terrain: es ist sichtbar, dass wir es , was der Stammvokal  angeht, mit einem langen i zu tun haben. Diese Länge ist hier bedingt durch das Vorhandensein eines sog. Dehnungsvokals <e>, der an dieser Stellung <i> phonetisch verlängert. Dazu ist feststellbar, dass die Länge eines Vokals mit seiner Gespanntheit einher geht.. <i> verhält sich mithin an und für sich als ob es sich in einer KVKVK Stellung befände.
Die beiden <i>-Varianten sind komplementär aber nicht identisch; es handelt sich also um zwei unterschiedliche, nicht zu vermengenden Phoneme des Deutschen.: Phonem kurzes ungespanntes i, das phonetisch /I/ geschrieben wird und langes gespanntes i, das /i:/ transkribiert wird.

1.2.1.1. Die Realisationen von /i:/
1.2.1.1.1.  langes gespanntes <i:>-Allophon

Abgesehen von Lexemen wie <fit>, <mit>, <Hit>, die ihrer KVK-Struktur zum Trotz, ausnahmsweise widererwarten, mit kurzem ungespannten <i> ausgesprochen werden, ist <i> in dieser Stellung immer lang und gespannt wie dies folgende Beispiele bestätigen:<Minen, Igel, Amis, mies, Magie,Lilie >etc. das lange gespannte <i> ist mithin als Realisation von /i:/  belegt.. Wir schreiben /i:/[i:] und lesen "Phonem /i:/ hat [i:] als Realisation oder Positionsvariante oder Allophon" . In der Regel ist die Realisation [i:] des Phonems /i:/ überwiegend in zweisilbrigen Lexemen mit <i>.anzutreffen Sind es mehr als zwei Silben, verhält zsich /i:/ zusehends anders:
1.2.1.1.2. kurzes und gespanntes <i>-Allophon

Nehmen wir das dreisilbrige deutsche Lexem <minimal>. Es weist einer KVKVKVK-Struktur nach.. Dies hat zur Folge, dass die Vokale phonemisch lang in Erscheinung treten müssen.Diese Feststellung  ergibt /mi:ni:ma:l/, das eine Vorstellung ist und NICHT was ausgesprochen wird.. Ausgesprochen, realisiert wird [mini'ma:l].
Wir stellen fest, dass die phonemischbedingten langen gespannten <i> durch die phonetische Realisation zu kurzen gespannten <i> geworden sind. Kurzes gespanntes <i> kann mithin auch als Realisation von [i:] betrachtet werden, da es stellungsbedingt ist.
ENDE+++++++++++++++++++++++++++++
ZWEITES SEMESTER------------------------------------


1.2.1.1.3
.Kurzes unsilbiges  gespanntes <i>-Allophon

Wie wir es bisher durch unsere Demonstration ausgemacht  haben,sind [i:] und [i] stellungs-, positions- oder kombinatorische Varianten bzw. Allophone  von /i/.
Wir wollen nun unsere Überlegungen fortsetzen und schauen, ob es nun andere I-Allophone gibt und schauen uns die Realisation der Lexeme <Syrien> und <Quotient> an: Phonemisch haben wir die Folgen /zy:ri:e*n/ und /kvo:tsi:e°nt/


Schlüssel:
/e*/ steht für Schwa und /e°/ steht für offenes ungespanntes e

Was hÖren wir nun, wenn wir beide Lexeme aussprechen?
Wir hören [zy'r e*n] und [kvo:'tent]
Wir stellen fest, dass  die phonetische Realisation von /i:/ ergibt, ein unsilbiges  kurzes und gespanntes /i/ (hier [i°])
Unsilbig bedeutet, dass die phonetische Silbe  [..;ri°en] nicht von der I-Variante getragen wird, sondern vom sog. SChwa, das in der Endsilbe [...en] perzipiert wird.
1.2.1.2.4. Schlussfolgerung
Wir stellen fest, dass die unterschiedlichen /i/-Sorten, denen wir im Laufe dieser Demonstration begegnet sind alle IDENTISCH sind. Dies bedeutet, dass es sich stets um den palatalen VOrderzungenlaut /i/ handelt. Ferner sind die Realisationen KOMPLEMENTÄR ; d.h. dort wo die  ausgeschlossen.
Fazit: Laute, die identisch und komplementär sind, gehören zum selben PHONEM.
Wir dürfen nunmehr sprechen Phonem langes gespanntes i und schreiben /i:/. Die <Schrägstrichen stehen in der Us- amerikanischen Phonemics für "Phonem".
13/05/2009++++++++++++++++++++++++++++++++
Wie wir dies gesehen und ermittelt haben,  wird (kann) das Phonem mit HIlfe seiner Allophone ermittelt werden . Dieses mangoldsche Verfahren hat den sichtbaren Vorteil, den Laut primär auf dem Terrain seiner "Durchführbarkeit" bzw. Distinktivität oder  Funtionalität zu prüfen, eher man über die relevante Fragestellung Phonem oder nicht Phonem entscheiden kann..Dies erklärt auch zur Genüge, warum in der mangoldschen "Phonolinguistik" den Akzent auf das Gesprochene, d.h. die konkrete Realisation auf dem phonetisch/phonologischen Terrain gelegt wird. Unser Fazit könnte mithin Folgendes  heissen:: hat einen beliebigen Laut Realisationen in einer Sprache, sind diese Realisationen Allophone; sind nun Allophone, d.h.kombinatorische Varianten vorhanden, gehören sie zu einem Phonem.. Mit dieser Prozedur lassen sich sämtliche Laute des Deutschen phonologisch untersuchen.. Sind bei Lauten keine Allophone belegbar, gibt es keine Realisationen es gilt daraus zu schliessen, das Letztere im Deutschen unbekannt, und dass sie keine Phoneme sind.
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